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Der zweidrittel Millionste Morgengrauen in Rom: Kurz nachdem er in seinem Bett erwacht war, stand er auf und ging ins Bad. Er schaltete das Deckenlicht nicht ein und bemühte sich nicht in die Dusche, denn er wusste, dass des keinen Strom gab und damit weder Licht noch warmes Wasser. Er zog die Kleidung vom Vortag an und trat auf die Straße. Blind, wie durch eine lang einstudierte Choreografie, spazierte er in weichen Bewegungen den Gehweg hinab durch Menschengruppen hindurch, über Ampeln und an Autos vorbei ohne ein einziges Mal den Schritt zu verlangsamen. Er passierte einen Obststand im Moment, in dem das Bein eines Tisches brach, auf dem Äpfel in Form einer Pyramide auslagen. In gleichmäßiger Verteilung sprang das Obst aufs Pflaster und ein Apfel rollte in seine rechte Hand, als er sie im Vorbeigehen nah an den Bordstein senkte und den Handteller öffnete.

Als er, unzähligen möglichen Ärgernissen ausgewichen, doch einmal von einem Passanten geschnitten und grob beleidigt wurde, konterte er diesen so schlagfertig, dass es seinem Gegenüber schamesrot die Sprache verschlug. Lachende und applaudierende Zeugen sowie einen perplexen Passanten ließ er zurück, als er sich wie ein Aal durch die Menge schlängelte und entfernte, ohne eine weitere Person zu berühren. Eine öffentliche Telefonzelle zu seiner Rechten klingelte. Er betrat das Häuschen und nahm den Hörer ab. Glücklicherweise konnte er nach kurzem Zuhören dem Menschen in der Leitung bei einem ernsten Problem helfen, das diesem schlimme Qualen bereitet hatte und zu dem er nun genau die richtigen, passenden Worte fand um den Leidenden aus der Krise zu führen. Nicht nur das: er fand Worte, von denen er sicher war, dass sie seinen Gegenüber erreichten, sie aufgenommen wurden und genau so verstanden wurden, wie er sie gemeint hatte.

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Ein Mann mit einem breiten Unterkiefer und weiten, roséfarbenen Hosen begann mit dem Bau eines Hauses, auf einem Grundstück, das an einer Ausfallstraße einer mittelgroßen Stadt gelegen war. In einer Ebene, in der wenig wuchs und oft die Sonne schien. Neben dem, mit einem Drahtzaun von der Umgebung abgetrennten Nachbargelände, auf dem vorproduzierte Becken für Swimmingpools ausgestellt waren – ähnlich einem Autohaus hinter den Glasscheiben einer großen Verkaufshalle und auf dem Hof drapiert. Dies war das letzte Gebäude an der Außengrenze dieses Randgebiets gewesen, bis mit dem neuen Hausbau begonnen wurde.

Allein und ganz mit sich selbst begann der Mann seine Tätigkeit an Ort und Stelle und setzte sie in den folgenden Wochen kontinuierlich fort, ohne eine einzige Pause zu machen. Er arbeitete sehr langsam, setzte Stein auf Stein, fuhr zum Baustoffhandel, kaufte Rohre und Kabel, verlegte diese, aß nebenbei, während er Zement mit der Bohrmaschine anrührte oder Isolierungen von den Litzen knipste. Er schlief häufig, jedoch nur sekundenweise und im Stehen, so wie andere Menschen blinzeln, um zwar seinen Bedarf an Ruhe zu stillen, ohne jedoch aus dem Rhythmus zu geraten in seiner langsamen, stetigen Arbeit.

Nach etwa drei Monaten, in denen er Tag und Nacht in kleinen Schritten Steine, Zement, Farbe, Kabel und Balken miteinander verbunden hatte und alles an seinem Platz war, begann er mit der Einrichtung. In kontinuierlichen Bewegungen schnitzte er sich ein Bettgestell mit vier langen Pfosten, an deren oberen Enden kleine Vögel saßen, die ihre Köpfe einander zuneigten, sich windende Würmer in den Schnäbeln, als wollten sie den Schlafenden in ihrer Mitte wie ein eigenes, frisch geschlüpftes Küken ernähren.

Dazu eine kleine Kommode, eine kleine Stehlampe und einen Teppich, den er nach alter Technik ohne Webstuhl per Hand zu knüpfen verstand. Er bildete ein Muster ineinander verschachtelter Dreiecke, das in solcher Art von den Fäden des Teppichs erzeugt wurde, dass man nicht unterscheiden konnte, ob auf dem Teppich Dreiecke zu sehen waren oder ob das Muster selbst da war, das eine Fläche bildete, die als Teppich genutzt wurde.

In diesem Zimmer, aus dem das Haus bestand, legte sich der Mann nun am Ende des letzten Tages in sein Bett, das es nun gab, nachdem er seine Hose in die kleine Kommode gelegt hatte und löschte das Licht.