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Eine Frau hatte immer den gleichen Traum: Sie steckte im Körper einer Busfahrerin in einer fremden Stadt. Nächtelang steuerte sie ihren Linienbus durch die taghell erleuchteten und hoffnungslos verstopften, langen Straßenzüge, vorbei an Haltestellen, Ampeln und Unfällen. Per Mikrofon maßregelte sie Fahrgäste, die sich quer auf die Bänke legten, mit ihren Taschen Sitze blockierten oder andere belästigten. Sie wartete auf alte Menschen, die zur Bushaltestelle liefen und half ihnen in den Bus. Sie stöhnte, wenn man ihr die Vorfahrt nahm, betätigte ärgerlich die Lichthupe und schnitt ihrerseits zu langsame und unsichere Autofahrer, die meist von außerhalb kamen und voller Widerwillen in den Innenstadtbereich gefahren waren.

Dies alles erlebte sie aus dem Körper der Busfahrerin, mit der sie trotz einer unwillkürlichen Distanz, die sie spürte, eine tiefe Selbstverständlichkeit verband, hier ihre Nächte am richtigen Fleck zu verbringen. Wenn Sie im zähen Verkehr durch das leichte Tippen des Gaspedals meterweise voran rollten oder wenn sie ihre Pausen am Ende der Buslinie im grünen Randgebiet der Stadt verbrachten, wo niemand je hinfindet, außer den Kollegen und vielleicht mal einem Betrunkenen, der im Bus eingeschlafen war und den die Fahrerin sich weigert zu wecken – in diesen Momenten fühlte sie sich mit der Busfahrerin allein und beinahe als Teil einer intimen Gemeinschaft. Dann hing sie ihren Gedanken nach, gemeinsam mit ihr im selben Kopf, ohne jedoch einander zu berühren und deshalb zweifelnd, ob die Verbindung auf Gegenseitigkeit beruhte.

Denn so, wie der Frau immer wieder Einblicke ins Gefühlsleben und die Gedanken der Busfahrerin gewährt wurden, die sie rührten und sie gleichermaßen auf sie herabblicken ließen, so hatte sie nie den Eindruck, andererseits von der Busfahrerin in gleicher Weise beobachtet zu werden. Es gelangen ihr nicht zu unterscheiden, ob sie wirklich ein stiller Gast im Kopf einer anderen war, die gar nicht wusste, dass sie jede Nacht besucht wurde. Oder, dass sie schlicht ignoriert wurde, wie fast alle Fahrgäste ignoriert wurden, die keiner gesonderten Hilfe bedurften.