WELCHE PERSÖNLICHEN KONSEQUENZEN HABEN SIE AUS DIESEM UNFALL GEZOGEN? SCHILDERN SIE AUCH DAS VERHALTEN Dr. Strohbrücks.
Der dramatische Tod von Höxter-Lüchtringens schockierte uns ohne Ausnahme. Es verstand sich von selbst und es war uns eine Frage der Ehre, dass wir eine Trauerzeit von fünf Tagen einhielten, in denen der Betrieb ruhte und ein jeder von uns ganz allein sich in Gedanken windend die Gelegenheit bekam zu ergründen, was er persönlich an diesem Vorfall anzuprangern und woran er Schuld zu tragen hatte.
Am sechsten Tag dann saßen wir beisammen und stellten uns Fragen. Selbstkritisch und mit offenem Visier wurde ein jeder eindringlich auf seine Verfehlungen hin geprüft und anschließend innerhalb der Gruppe von individueller Schuld freigesprochen. Wir sammelten Theorien und Erklärungsmodelle, die den Tod unseres Kameraden möglichen Fehlerquellen zuzuordnen erlaubten, um diese zukünftig aus der Welt schaffen zu können. Was wir sicher wussten – da es sich vor unser aller Augen zugetragen hatte: Der Sperling absolvierte Start und Steigung planmäßig, war daraufhin jedoch ins Trudeln geraten und nach wenigen Minuten in einer Flammenwolke zerstoben. Die Hitze der, einem Kometen gleich zu Boden stürzenden Flugzeugteile hatte selbst in unserer geschützten und einigermaßen weit entfernten Position noch meine Wangen gestreift.
Am Morgen des siebenten Tages diktierte Walter unseren offiziellen Unfallbericht an die Heeresleitung, welcher einen für alle Beteiligten zufriedenstellenden Kompromiss beinhalteten sollte. Ich kann und darf in meiner Lage nicht verschweigen, dass wohl ein mir höchstselbst zuzuschreibender, gravierender Konstruktionsfehler zumindest mittelbaren Einfluss auf das Unglück genommen haben musste: Ein Riss in einer Schweißnaht der metallenen Abtrennung von Gasreservoir und Verbrennungsmotor stand im Hauptverdacht eine Leckage und damit die Entzündung des Wasserstoff bewirkt zu haben, woraus der von uns beobachtete infernale Feuerball resultierte. Da die Ursache jedoch gefunden schien und wir uns somit bereits in der Fehlerbehebung begriffen sahen, einigten wir uns gemeinsam darauf, das Hauptaugenmerk des Berichts auf einen – zwar höchst spekulativen, gemäß unseren Ausführungen jedoch umso verhängnisvolleren – Bedienungsfehler von Höxter-Lüchtingens zu lenken. Dieser Erklärung folgend, hatte er die Flugzeugchassis mit einem riskanten Flugmanöver derart beansprucht, dass unsere Rumpfkonstruktion ganz ohne das dramatische Zusammenspiel von Wasserstoff und Zündkerze ihre Grenzen erreichte und zerbarst.