Bitte beschreiben sie ihren Eindruck der Loyd-jones über dieses erste treffen hinaus.
Wie wir im Weiteren erfuhren, verlegten die Loyd-Jones ihren Wohnsitz jeden Sommer nach Rügen, um der Enge Berlins zu entfliehen. Im Norden der Insel besaßen sie eine Villa, weiß und rosa gestrichen und in einem romantischen, kleinen Kiefernwäldchen etwas abgeschieden gelegen.
Newt war in der Nähe von Leeds aufgewachsen, wo seine Eltern über eine Tuchfabrik und eine kleine Länderei verfügten. Frei, sich seine Ziele im Leben nach eigenem Ermessen zu setzen, begann Newt ein Studium der Philosophie an der Universität in Oxford, wo er besonders für jenen bereits erwähnten deutschen, schnauzbärtigen Philosophen eine besondere Ehrerbietung entwickelte. Selbst ließ er sich ebenfalls einen solcherart markanten Oberlippenbart stehen, ganz als brächte ihn diese phantasielose Mode bereits in die Nähe seines, ihn in allen Belangen überragenden Idols. Ich begann einen stillen Groll gegen Newt zu hegen, der mir auf unbestimmte Weise ähnlich schien, jedoch so ganz andere Schlüsse aus diesen Voraussetzungen zog, denen ich mit Neid und Geringschätzigkeit gleichermaßen zu begegnen mich gezwungen sah.
Auf einer Studienreise durch Deutschland begegnete Newt in Berlin der jungen Sprachlehrerin Hildi. Sie bewegte sich in Kreisen völkisch-nationaler Ausrichtung, was ihrer pädagogischen Tätigkeit einige weitere Facetten ideologischer Bildung hinzufügte.
Sie unterrichtete ihre Studenten nicht bloß in deutscher Sprache und Kultur – sie half zugleich der Erkenntnis zum Durchbruch, dass und warum die Deutschen die überlegene Rasse weltweit und auf dem europäischen Kontinent seien. Obgleich kein echter Deutscher, erkannte Hildi in ihrem neuen Schüler Newt doch eine Ausnahmeerscheinung Angelsächsischen Erbguts – was sein Interesse für germanische Kultur noch zu unterstreichen schien. Sie heirateten noch im selben Jahr zur Sommersonnenwende.
Ernst hatte die beiden beim Versuch kennengelernt, einige seiner Gemälde zu veräußern. Er war dazu übergegangen, ungefragte Hausbesuche in jenen Villen vorzunehmen, die, gleich der Residenz der Loyd-Jones, Rückschlüsse auf Geld und Kultur zuließen, um Malereien oder kleine Zeichnungen direkt an der Tür zu verkaufen. Die drei verstanden sich bereits nach kurzer Zeit ganz außergewöhnlich gut und pflegten seither einen regelmäßigen Austausch über Kunst und die Vergänglichkeit der Welt im Allgemeinen zu führen, wobei das Paar in loser Regelmäßigkeit weitere Werke des jungen Malers erstand.
An einem solchen lauen Frühlingsabend, nach zwei Flaschen halbtrockenem Weißweins, hatte Ernst sich ganz einfach um Kopf und Kragen geredet bei dem Versuch, die beiden mit Anekdoten aus seinen Künstlerkreisen zu unterhalten. Er wollte wohl nur einige geheimnisvolle Andeutungen zu seinem Freund Otto machen, verwickelte sich aber in solch große Ungeschicklichkeiten, dass er am Ende nicht anders konnte als die ganze Geschichte unseres Wiedersehens und unserer Entdeckung zu berichten.
Solcherart in die Enge geraten, konnte Ernst den beiden selbstverständlich nicht vorenthalten das geschilderte Treffen mitzuerleben. Da das Paar in seiner sommerlichen Zurückgezogenheit nach Abenteuer sowie weiterer Gesellschaft nahezu dürstete, drängten sie ihren neuen Freund den Termin zu dritt zu bestreiten.