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Ein Mann legt sich in sein Bett, das einem großen, länglichen Waffeleisen gleicht. Hat er sein Kissen zurechtgerückt, gerät das Bett in Bewegung und senkt den Deckel hinab auf seine Schultern. In gleichem Maße wie der Mann das Bewusstsein verliert, wird das Volumen aus seinem Körper gepresst, bis er tief und fest schläft und dabei so flach geworden ist wie ein Blatt Papier. Auf diese Art liegt er in seinem nun geschlossenen Bett als sein eigener Scherenschnitt und lässt sich durch das Muster des geriffelten Metalls eine neue plastische Form geben.
Erwacht er wieder, poppt der Deckel hoch, getrieben von dem sich ausdehnenden Körper, der wie unter Druckluft seine alte Form annimmt, so dass der Mann wenig später aufstehen kann. Noch ein wenig steif und geprägt vom Muster seiner nächtlichen Liegeposition ist der Mann in seinen Bewegungen einer frühen, computeranimierten Figur gleich, die nicht über eine innere Mechanik zu verfügen scheint, sondern durch das bloße abknicken und verschieben der Körperoberflächen bewegt wird. Erst im Laufe des Vormittags entwickeln sich seine Oberschenkel, Ellenbogen, Finger, Schultern und Wirbel zurück, so dass sie über Versteifungen, Gelenke und Muskeln miteinander verbunden sind und gemäß ihrer jeweiligen Eigenschaften zusammenspielen.
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Irgendwo am Atlantik auf einem Betondeich steht ein Hochhaus. Dort im 23. Stock sitzt eine Frau in einem Sessel am Fenster ihrer Wohnung. Sie blickt hinunter aufs Meer, wo das Licht der Sonne an tausend Stellen abprallt und in wieder tausend verschiedene Richtungen zurückspringt. Unzählige dieser Lichtstrahlen treffen sich im winzigen Punkt ihrer Iris, am Ufer, im 23. Stock hinter ihrem Fenster in ihrem Stuhl in ihrem Auge. Ein Glas ist bis zur Scheibe gerollt und hat eine halbmondförmige Spur dunklen Wassers auf dem Boden hinterlassen. Ein Teppich saugt Teile der Flüssigkeit auf wie ein Verdurstender, der auf dem Linoleum verendet.
Im Dämmerzustand betrachtet die Frau das Kontinuum flackernder Lichter. Sie verpasst nichts, wenn sie die Augen schließt. Hebt sie die Lider nach einiger Zeit erneut, setzt sich das Mosaik weißer Lichter an genau jenem Punkt fort, an dem es endete, als sie die Augen schloss. Das Glitzern fließt dahin in schmelzenden Mustern, die keine zeitliche Ordnung einhalten, obwohl Zeit verrinnt. Alles scheint einander anschlussfähig, als würde nichts die Bedeutung diese Bildes verändern können. Ein rätselhafter, fremder Morsecode, den zu dechiffrieren gar nicht relevant ist.