Beurteilen Sie ihr Unglück im Nachhinein auch als Ergebnis der Verfehlungen anderer?
Selbst jetzt, wo es unstrittig ist, dass ich es war, der das Ventil zum Platzen brachte – solch ein Unglück geschieht immer als Folge zahlreicher einzelner Verfehlungen. Am Ende kann und muss man die Frage stellen, ob es überhaupt zu verhindern gewesen wäre. Und letztendlich auch, ob, wenn nicht ich, ein Anderer statt meiner dieses Schicksal zu erleiden gehabt hätte.
Als ich in den letzten Momenten irdischer Wahrnehmung die Stadt unter mir kleiner werden sah, ganz als würde ich nicht sterbend mich aus dieser Welt zurückziehen, sondern als werfe man mich zum Ende meines Lebens einfach von diesem unserem Planeten hinunter, da war mir, als hätte es nie zu keinem der zahlreichen Ihren Fragen gemäß geschilderten Momenten die ernsthafte Gelegenheit zur Abkehr gegeben. Jede Entscheidung war zwangsläufig. Meinen Grundsätzen und den zu genüge geschilderten Motivationen folgend war nur und ausschließlich dieser Weg für mich möglich. Nun, im Nachhinein die Alternativen zu beleuchten, scheint mir wohlfeil, im Angesicht der Tatsache, dass ich mich – bei ehrlicher Betrachtung der Dinge – jedes Mal wieder so entscheiden würde.
Wer hier in besonderer Weise hervorstechen könnte? Ich vermag es nicht zu sagen. Es ist wohl Schicksal, wenn sich Umstände so ineinander fügen, dass am Ende der Tod eines Menschen steht.
Wobei an jedem Ende der Tod zu stehen pflegt. Das gehört wohl zusammen. Jedes Ende ist mit Menschen verknüpft. Und jeder Mensch hat ein Ende. Was ich damit sagen will, weiß ich nicht genau. Aber nun an dieser Stelle, nachdem alles vorbei ist, Schuldige zu benennen, erscheint mir nicht redlich. Und nicht den beschriebenen Umständen entsprechend.
Was bleibt, ist die Ironie meines verfrühten Todes, der mich nach allen Wendungen meines Lebens um das Thema der Luftfahrt am Ende beinahe physisch in den Himmel befördert hat. Es scheint mir fast so, als wäre all die Forschung ein immerwährender Versuch gewesen, den ewigen Frieden der Himmel zu fassen, ihn erreichbar zu machen und somit in die Sphäre der Lebenden zu zerren. Aber kann man einem Menschen Todessehnsucht als Sünde vorwerfen? Und bringt mich diese Suche nach Nähe, letztendlich, wo ich nun vor Ihnen stehe, der Erlösung näher?