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Ein Mann hatte jede Nacht den selben Traum, an den er sich auch immer wieder erinnerte und zu dem er gern zurückgekehrte, weil er ihn barg: Er fand sich auf einer Straße in Mitteldeutschland wieder, neben einer Bahntrasse und einer Tankstelle, die er nacheinander erkundete.
Er lief die Auffahrt hinauf zur Tankstelle und betrat das kleine Gebäude hinter den Zapfsäulen. Um nicht ziellos im Laden herumzustehen, wählte er aus der Kühlschrankzeile eine Dose Lipton Icetea und ging zur Kasse. Die Servicekraft weigerte sich jedoch, ihm die Dose zu verkaufen und nuschelte eine Begründung, die er nicht verstand. Von Scham gepackt verließ er das Tankstellenhäuschen und lief die Auffahrt hinab zurück zur Straße.
Die Bahntrasse, auf einem Wall gelegen, war in Bewegungslosigkeit erstarrt. Eine unerträgliche Ruhe kroch aus der Umgebung in sein Inneres, wenn er auf den Gleisen verharrte, da es nichts gab, was eine Verbindung zwischen ihm und dem Ort knüpfte und was seinen Aufenthalt berechtigte – Weder wartete er auf einen Zug, noch wollte er sich auf die Gleise stürzen, noch hatte er beruflich mit der Instandhaltung des Streckenabschnitts zu tun. Er und der Raum waren voneinander isolierte Einheiten. Nur fühlte er sich als Mensch zu diesem von Menschen gemachten Ort hingezogen und spürte seine eigene Verletzlichkeit, da diese Anziehung nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Hinter der Tankstelle befand sich ein Hochhaus, außen braun gemauert und schmutzig, innen mit hellgrünem Linoleum ausgelegt. Im Treppenhaus zog es ihn wie von selbst am grauen Handlauf hinauf. So gut lag die dunkle Plastikschiene in der Hand, dass er kaum bemerkte, wie er bis in den neunten Stock beinahe hinaufgeflogen war.
Dort im Flur stehend, fühlte er einen Schlüssel in der Jackentasche, der in das Schloss einer der Wohnungen auf dem Gang passte. Er öffnete die Tür und trat hinein in die dunkle, unmöblierte Wohnung.
Auf der anderen Seite des Wohnzimmers erwartete ihn ein großes, muskulöses Wesen mit vier Armen und langen Zähnen. Umgehend verwickelte es ihn in einen Kampf, in dessen Verlauf er jedoch nicht verletzt wurde, sondern immer wieder von den Wänden abprallte wenn er geworfen wurde. Er realisierte, dass es nicht schlimm war, dass er sich nicht gegen dieses Wesen wehren konnte und ergab sich ihm wie ein Gummiball. Nach einiger Zeit, die er sich gleichmütig der stumpfen Brutalität des Monsters ausgesetzt hatte, gelang es ihm, sich an die Wohnungstür zu klammern, sich durch diese hindurch auf den Flur zu drücken und das vierarmige Wesen in der Wohnung zurückzulassen. Auf dem Weg die Treppen hinab erwachte er – mal früher, mal später – aber immer bevor er das Treppenhaus im Erdgeschoss verlassen konnte.
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In einer mitteldeutschen Kleinstadt stand ein einzelnes hohes Haus aus braunen Klinkern. Die Wohnungen waren so versetzt angeordnet, dass sich auf jeder Seite in unterschiedlichen Stockwerken Balkone befanden, die mit gelben Markisen ausgestattet waren. In einer Wohnung im neunten Stock, im Wohnzimmer, stand auf einem beigen Teppich ein Röhrenfernseher, an den eine NES Konsole angeschlossen war. In der Konsole steckte eine Mortal Combat II Cartridge. Sonst war die Wohnung leer. Niemand wohnte hier.
Jeden Abend, nachdem die Sonne rot auf die Wände und in die rechtwinkligen Ecken der Wohnung gefallen war, schloss ein Mann die Tür auf und ein kurzer Streifen gelben Flurlichts fuhr über die Wände, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Der Mann schaltete im Dunkeln den Fernseher an sowie die Konsole und spielte bis zum Morgengrauen. Bevor die Sonne aufging, wenn der Himmel vor dem Fenster einen düsteren, blauen Ton annahm, schaltete der Mann die Geräte aus und verließ die Wohnung, die nun über den Tag hinweg bis aufs letzte Staubkorn in genau jenen Zustand zurückfiel, in dem sie der Mann abends vorgefunden hatte und wieder vorfinden würde.
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Ein Mann verbrachte seine Tage damit, am Rand einer Halle zu stehen, die mit Fackeln beleuchtet war. In der Mitte des Raumes befand sich ein roter Teppich, was die Halle einem Thronsaal ähneln ließ und ihm eine klare räumliche Ordnung nach links und nach rechts gab. Auf dem Teppich bewegten sich zwei Gestalten vor und zurück: Ein maskierter Mann mitte vierzig, muskulöse Statur, grausames Lächeln, Sonnenbrille; und ein ockerfarbenes Weltraummonster, grob, ebenfalls muskulös, mit einem kleinen Pferdeschwanz am Hinterkopf und vier Armen. Wechselseitig fügten sich beide Wesen in ihren Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen teils grausame Verletzungen zu, ohne den Kampf je zu unterbrechen oder erkennbar zu leiden. Der gerade Schlagende äußerte dabei einen von drei Kampflauten, ergänzt von einem immer gleichen Geräusch des Aufpralls und einem Stöhnen des Geschlagenen, so dass eine, sich ständig variierende Abfolge von zehn unterschiedlichen Geräuschen das Geschehen begleitete.