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Zwei Männer sitzen in einem Raum, ein Glastisch zwischen ihnen. Dessen Beine bilden halb-ovale, matte Alustangen, die an ihrer spitzen Seite eine Nut haben, in die weitere Tischbeine oder Aktenschränke durch ein Verbindungsteil eingeklemmt werden können. Fensterseitig sitzt ein Mann, sehr dick, in einem braunen Anzug. Die Oberschenkel zerren am Stoff der Hose. Neben dem Fenster, das zu einer Schnellstraße hin liegt, hängt ein großes Gemälde. Eine Bauernszene. Frauen in Röcken umarmen Strohgarben, richten sie auf und tragen sie zu einem Wagen, der im goldenen Schnitt des Bildes steht.
Gegenüber sitzt ein hagerer Mann, Dreitagebart, hohe Wangenknochen, kleiner Mund. Er trägt einen Pullover der Marke „Le Coq Sportif“. Beide Männer sprechen wenig. Der Dicke zieht einen mehrseitigen Vertrag aus einem Ordner, schiebt ihn mit der flachen Hand über den Glastisch. Der andere unterzeichnet ihn auf der letzten Seite. Danach wandern die Papiere in eine Mappe identischer Verträge, in eine flache, eckige Plastikschale auf dem Tisch. Der dicke Mann holt ein Kartenlesegerät aus einem Regal am anderen Ende des Raums. Er kassiert 27€ und händigt die Kopie des Zahlungsbelegs aus. Diesen symbolischen Betrag nimmt er für die tägliche, notarielle Beglaubigung eines Testaments, das den Besitz seines Gegenübers an dessen Ich des nächsten Tages vermacht. Eine kleine Spleeingkeit, die vorspielt, Dinge zu regeln und so die Angst mit Hilfe einer rechtsverbindlichen Vereinbarungen in Schach hält.
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Wenn sich eine Frau schlafen legte, dann holte sie durch den Mund tief Luft und hielt ihren Brustkorb mitsamt der Luft gespannt. War sie eingeschlafen, dann ließ sie ihren Atem durch zusammengepresste Lippen langsam wieder entweichen, was einen durchgehenden, hohen Pfeifton erzeugte, dessen Frequenz sich über die Nacht immer weiter senkte, bis ihre Lungen gegen Morgen ganz geleert waren. Wenn sie erwachte, schnappte sie nach Luft, kurz vor dem Ersticken. Binnen Sekundenbruchteilen füllten sich ihre Lungen und sie begann normal zu atmen.
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Abends, wenn sie das Licht gelöscht hatte, kündigte sich durch leichtes Jucken auf ihrem Rücken folgendes an: Die starke Behaarung, die sich vom Nacken bis zum Steiß in einer ovalen Fläche über ihren Rücken erstreckte, begann zu wachsen. Nicht nur die Länge jedes einzelnen Haares veränderte sich, sondern auch dessen Umfang, so dass die Behaarung sich im Verlauf des späten Abends zu einem dichten, dunklen Stachelkleid formte. Das anfängliche Jucken steigerte sich mit zunehmendem Wachstum der Haare zu starken Schmerzen, wenn die Haarwurzeln sich in den Poren dehnten und diese strapazierten.
War das Wachstum abgeschlossen, lag sie im Bett, mit ihrem Igelkleid, in dass sie sich einrollte und langsam einschlief, wenn die Haut sich gewöhnte und das Gefühl von Geborgenheit überwog, in dieser stacheligen Kugel zu liegen.