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Die Cap Arcona vor der Bombardierung

Die Cap Arcona wurde ursprünglich als Schnelldampfer für die Verbindung Hamburg-Südamerika gebaut. Zwischen 1927 und 1939 überquerte das Schiff 91-mal den Atlantik, bevor es 1940 der deutschen Kriegsmarine unterstellt wurde. Nach unterschiedlichen Zwischennutzungen wurde es ab 1944 für zwei Evakuierungsfahrten aus Ostpreußen eingesetzt, wobei die Antriebsanlage Schaden nahm, so dass das Schiff ab April 1945 in der Lübecker Bucht vor Anker lag.

Ab dem 20. April wurden Häftlinge u.a. aus den KZs Neuengamme, Fürstengrube und Stutthof an Bord gebracht. Das Schiff war mit ca. 4.500 – 6.000 Personen etwa 7-fach überbelegt. Der Ausbruch von Seuchen unter Deck war die Folge, weshalb die Bewacher diese Bereiche nicht mehr betraten. Neben einer Rumpfmannschaft von zuletzt 70 Seeleuten (ursprünglich 250) war zur Bewachung ein Trupp von ca. 20 SS-Angehörigen an Bord. Diese wurden nach und nach abgezogen und durch sog. SS-Maiden ersetzt: Frauen, die Hilfstätigkeiten für die SS übernahmen.

Die Häftlinge organisierten sich, da sich unter ihnen viele Widerstandskämpfer, Kommunisten und andere politische Gefangene befanden. Die Zivilbesatzung informierte sie über den aktuellen Kriegsverlauf ebenso wie über den Tod Hitlers. Sie erwarteten ihre Befreiung durch die Briten in ständiger Angst, die SS würde ihnen durch Selbstversenkung des Schiffs zuvorkommen. Ein geplanter Aufstand an Bord wurde mehrmals verschoben und letztendlich nicht durchgeführt.

Die im Text erwähnten Russen wurden wirklich im sog. Bananenbunker eingesperrt: Einem von Licht- und Luftzufuhr abgeschnittenen Lagerraum in der „Knautschzone“ des Schiffsbugs, die aus zwei ineinander liegenden Bordwänden bestand. Von ihnen überlebte niemand den Untergang des Schiffs. Viele starben bereits zuvor an den grauenhaften Umständen.

Angriff auf ein ziviles Schiff?

Der Großangriff von 200 Jagdbombern am 3.Mai 1945 galt zahlreichen Schiffen, die in der Kieler und Lübecker Bucht lagen und sollte eventuelle Absetzbewegungen deutscher Truppen über die Ostsee verhindern. Ings. wurden 23 Schiffe versenkt und 115 beschädigt. Orden wurden an Piloten nach Größe der versenkten Schiffe vergeben, was die Cap Arcona und ihre Begleitschiffe zu einem lohnenden Ziel machte.

Die Piloten erhielten scheinbar vor Abflug keine Informationen darüber, dass sich auf der Cap Arcona fast ausschließlich KZ-Häftlinge befanden. Die britische Armee wusste von dem schwimmenden Lager, zum einen über das Schweizer Rote Kreuz, zum anderen über Häftlinge, die bei der Einschiffung in Lübeck den Gefangenentransporten entkamen.

Es ist auch möglich, dass die SS, unfähig das riesige Schiff in den letzten Tagen des Krieges selbst zu versenken, auf einen Angriff der Briten spekulierte – ihn eventuell sogar forcierte, um ihre Spuren zu verwischen.

Nachdem die KZs im Landesinneren geräumt waren, blieb unklar, was mit den überlebenden Häftlingen geschehen sollte. Auf Todesmärschen wurden sie quer durch Norddeutschland getrieben. Die Nazis konnten sie rein logistisch nicht mehr töten und verschwinden lassen, nachdem sie sich in den Lagern gerade aller potenziellen Beweismittel entledigt hatten.

Weitere Theorien zur Cap Arcona

Die wirklichen Pläne der SS mit der Cap Arcona und den darauf befindlichen Häftlingen sind, ebenso wie die Gründe für ihre Versenkung, bis heute wegen fehlender schriftlicher Belege Gegenstand von Theorien. Es ist möglich, dass gar kein Plan existierte und die Verschiffung improvisiert und ein Ergebnis zerfallender Befehlsstrukturen war.

Es gab auch immer wieder Vermutungen, das Schiff sollte nach Norwegen auslaufen und die Häftlinge als Faustpfand oder sogar als Zwangsarbeiter zum Bau neuer Verteidigungsanlagen in Norwegen mitnehmen. Aufgrund des Maschinenschadens wäre das aber wohl unmöglich gewesen, das Schiff hätte über die Ostsee geschleppt werden müssen.

Selbstversenkungsbefehl „Regenbogen“

Neben weiteren Versorgungsschiffen lagen ab dem 30. April auch ca. 40 U-Boote in der Bucht, die am 2. Mai, also am Tag vor der Bombardierung der Cap Arcona im Zuge des Befehls „Regenbogen“ durch Versenkung gebrauchsuntüchtig gemacht wurden. Bereits seit 1943 existierte die Anweisung, das eigene Schiff zu versenken, falls es dem Feind in die Hände fallen könnte. Allein zwischen dem 30. April und 4. Mai 1945 wurden in diesem Zusammenhang über 200 U-Boot in der Ost- und Nordsee von ihren Besatzungen versenkt.

Schuldzuweisungen nach Kriegsende

Nach dem Krieg versuchten das britische Militär eine Zeit lang, die Versenkung der Schiffe der deutschen Luftwaffe in die Schuhe zu schieben. Augenzeugen widerlegten die Behauptungen immer wieder. Die Royal Air Force hatte auch in den folgenden Jahrzehnten kein großes Interesse an der Aufarbeitung dieses Unglücks, in dem vermutlich fehlende Informationsweitergabe den Tod tausender Menschen verursacht hatte. Die entsprechenden Akten wanderten ins Archiv. Dies ist wohl ein weiterer Grund, warum zur Versenkung trotz ihrer grotesken Dimensionen nach dem Krieg wenig geforscht und ihren Opfern entsprechend wenig gedacht wurde.

Rettungsversuche

Die Häftlinge waren stark unterernährt und krank, was es ihnen erschwerte, sich aus dem brennenden Schiff zu retten. Viele, die es ins Wasser geschafft hatten, wurden vom kippenden Schiff massenweise mit in die Tiefe gezogen, da auf der Außenseite des sich drehenden Rumpfes Strudel entstanden, die die Menschen unter das Schiff zogen.

Da die britischen Soldaten quasi zeitgleich zur Bombardierung die anliegenden Küstenorte mit Panzern durchquerten, waren die meisten Anwohner dazu gezwungen, dem Unglück von ihren Häusern aus zuzusehen. Die Armee hatte bereits zuvor eine Ausgangssperre verhängt, die Rettungsfahrten verhinderte. Mehrere kleine Vorpostenboote und Minensucher liefen trotzdem aus dem Neustädter Hafen aus, allerdings primär, um die Seeleute und SS-Mitglieder zu bergen. KZ-Häftlinge wurden nur vereinzelt an Bord genommen.

Umgang mit den sterblichen Überresten

Tausende Tote vom Unglück der Cap Arcona schwemmten in den folgenden Jahren an die Strände der umliegenden Ortschaften. Anfangs wurden die Opfer notdürftig unweit vom Strand, teilweise auf Feldern und Äckern, begraben. Diese Flächen durften nicht landwirtschaftlich genutzt werden, was einige Bauern jedoch ignorierten – sie bauten auf den Toten Kohl und anderes Gemüse an. In den folgenden Monaten wurden die Opfer in große Gedenkstätten umgebettet, die in allen Gemeinden um die Lübecker Bucht vorhanden sind.

Von ca. 7.000 Opfern des Unglücks sind etwa 3.500 offiziell registriert und beerdigt worden. auch in späteren Jahren wurden immer wieder Knochen und ganze Skelette an den Stränden gefunden, meist nach den Frühlings- und Herbststürmen. Die verbliebenen Leichen sind allerdings nie geborgen worden und liegen auf dem Grund der Lübecker Bucht.

Flucht & Ankunft in der Lübecker Bucht

Nicht nur mit großen Schiffen wie der „Wilhelm Gustloff“ und der „Cap Arcona“, sondern auch auf kleineren Schiffen, auf dem Landweg und über die vereiste Ostsee kamen im Winter 1944/45 zig-tausende Militärangehörige und Zivilisten aus Ostpreußen und Pommern nach Schleswig-Holstein. Die Menschen flüchteten vor der roten Armee, von der sie auch aufgrund aktiv in Umlauf gebrachten Rufs der Soldaten nichts Gutes erwarteten. Ganz zu schweigen von den Verbrechen der Wehrmacht, die man nun auf sich selbst spiegelte. Hinzu kommt, dass viele Deutsche realistischerweise auf polnischem bzw. den zuvor eroberten Gebieten keine Zukunft sahen. In der Tat wurde der Großteil der deutschen Bevölkerung nach 1945 in Polen enteignet und auf das zukünftige deutsche Staatsgebiet umgesiedelt. Der Streit um hieraus entstehende Ansprüche wurde erst 1970 von Willy Brandt durch Verzicht endgültig beigelegt.

Geflüchtete wurden 1945 sowohl in Hotels als auch in Privatunterkünften einquartiert. Die zahlreichen Hotelbetten waren ein Grund, warum besonders viele der Neuankömmlinge vorerst in der Lübecker Bucht blieben. Sie begannen bereits kurz nach dem Krieg in den Tourismusbetrieb einzusteigen und vermieteten ihre Zimmer im Sommer an Gäste. Die gesamte Familie schlief dann über die Ferien in einem Zelt hinter dem Haus.

Leichen im Neustädter Hafenbecken

Die vielen Leichen im Neustädter Hafen am 3.Mai waren keine Folge der Versenkung der Cap Arcona. Hier hatte bereits vor dem Unglück, am frühen Morgen des 3. Mai, ein Massaker stattgefunden, das teilweise als „Judenmord von Neustadt“ bezeichnet wird.

Zwei Lastkähne, die etwa 1.200 KZ-Häftlinge aus dem weit entfernten Stutthof mehrere Tage lang über die Ostsee transportiert hatten, waren am Vortag von der Cap Arcona abgewiesen worden und trieben nun voll besetzt in der Bucht. Um vier Uhr morgens landeten beide Schiffe am Ufer vor Neustadt. Einige Häftlinge begaben sich auf Nahrungssuche und klingelten an den nahegelegenen Wohnhäusern. Innerhalb weniger Stunden schwärmten SS-Wachleute und Mitglieder des Neustädter Volkssturms aus, um diese Menschen wieder zusammenzutreiben. Dabei erschlugen und erschossen sie ca. 300 Menschen, häufig Frauen und Kinder, und warfen sie ins Hafenbecken. Die restlichen 900 Häftlinge wurden auf der Westseite des Hafens zusammengetrieben und verblieben dort, bis die britische Armee die Innenstadt erreichte. Diese hatte sich bis ca. 16:30 schrittweise in Richtung Marktplatz vorgearbeitet. Als die britischen Soldaten die Leichen und die vielen wartenden Häftlinge sahen, dachten sie ein bisher unbekanntes KZ befreit zu haben. Entsprechen ungnädig verhielten sie sich gegenüber den Neustädtern und Neustädterinnen.

Für die 300 Morde, die im Morgengrauen zwischen der Landestelle der Boote und dem Stadthafen begangen wurden, ist bis zur Einstellung der Ermittlungen 1997 niemand angeklagt oder verurteilt worden. Es gilt als gesichert, dass Neustädter Bürger maßgeblich daran beteiligt waren.

Fahnenflucht & Auflösung der SS im Mai 1945

Bereits im April 1945 begannen Teile der SS ihre Flucht in den Untergrund zu planen. Das war grundsätzlich eine heikle Angelegenheit, da dies als Fahnenflucht mit sofortiger Anklage, Verurteilung und Erschießung, sogenanntem Standrecht, bestraft wurde. Auf der anderen Seite drohte der Tod, wenn man von den Alliierten als SS-Mitglied identifiziert werden konnte.

SS-Mitglieder versuchten sich auf zahlreiche Weise ihrer Verantwortung zu entziehen. Es gibt Geschichten über herausgeschnittene Tätowierungen, über ermordete Zeugen und auch über Täter, die sich durch falsche Papiere in die Gruppe ihrer Opfer zu flüchten versuchten. Üblich war es auch, Kameraden zu degradieren, also in den Stand normaler Wehrmachtssoldaten zu entlassen, um sie der Bestrafung nach Kriegsende zu entziehen. Gleichzeitig wurden noch über Wochen, lange nach Kriegsende, Erschießungen von der Wehrmacht durchgeführt, um vor dem 8.Mai 1945 begangene Fahnenflucht und ähnliche Vergehen zu ahnden.

Der Volkssturm in Neustadt

Der sog. Volkssturm bestand aus bisher nicht kriegstauglichen Männern zwischen 16 und 60 Jahren, die in den letzten Kriegstagen zu einer Art „Reste-Einheit“ eingezogen wurden, nachdem in den Jahren zuvor stufenweise alle Jahrgänge über 17 Jahren zum Wehrdienst verpflichtet worden waren.

Die Neustädter Hitlerjugend wurde z.B. bei Lauenburg gegen die vorrückenden Alliierten eingesetzt. Sie waren größtenteils völlig untrainiert und aufgrund der sich auflösenden Befehlsstrukturen häufig auf sich gestellt. Nicht selten wurden sie bewaffnet an einem Posten zurückgelassen, um gegnerische Truppen unter Einsatz ihres Lebens für einige Minuten aufzuhalten. Als Uniform diente neben einer Armbinde alles, was offiziell aussah oder funktional schien. Adolf trägt z.B. eine alte Schaffneruniform.

Die Rattenlinie Nord & der Kral bei Fehmarn

Kurz vor Ende des Kriegs flohen viele Nazigrößen aus Berlin in Richtung Flensburg, wohin aus die Reichsregierung verlegt wurde. Der Komplex gegenseitiger Unterstützung auf der Flucht, von teils offen fortgeführten und teils verschleierten Karrieren in Norddeutschland nach dem Krieg, wurde später als „Rattenlinie Nord“ bezeichnet. Viele Nazis blieben in Ortschaften entlang dieser Strecke und bauten sich dort ein neues Leben auf.

Die Route führte auch vorbei an Neustadt und am sog. „Kral“, einem von zwei großen norddeutschen Internierungsgebieten ehemaliger Wehrmachtssoldaten, die ab 1945 auf der Halbinsel bei Heiligenhafen festgehalten und schrittweise ins Zivilleben entlassen wurden. Ca. 560.000 Soldaten wurden hier interniert, über 1.000 wurden täglich entlassen.

Marineforschung in Pelzerhaken

Für die Wehrmacht wurde am Marinestützpunkt Pelzerhaken Militärforschung betrieben. Hier wurde u.a. an ferngesteuerten Torpedos und an fortschrittlicher Funktechnik gearbeitet. Der Ort blieb im Krieg vermutlich unzerstört, da auch die Alliierten Interesse an dieser Forschung hatten.

Im Zuge Wiederbewaffnung wurde der Betrieb von der Bundeswehr übernommen und eine der größten westdeutschen Abhöranlagen installiert, die weit in den ostdeutschen Ostseeraum hineinhorchte. Heute sind große Teile der Anlage, etwa das Strömungsbecken, abgerissen. Der 1960 errichtete, neue Funkturm steht heute leer, ist aber noch weithin sichtbar.

Tourismus in den ersten Jahren nach dem Krieg

Der Sommerbetrieb in den Badeorten nahm nach dem Krieg seinen gewohnten Rhythmus schnell wieder auf. Bereits im Sommer 1946 sind Urlaubsgäste registriert, hauptsächlich in Zelten und mit eigener Verpflegung.

Im Folgejahr war der Betrieb schon wieder so weit eingespielt, dass Gäste verbotenerweise für die Ferien-Beherbergung mit Sachmitteln bezahlen konnten. Essen und andere Gegenstände wurden gegen einen Urlaub am Meer getauscht. Bis zur Währungsreform 1948 wurde so ein improvisiertes Geschäft betrieben, bis ab 1949 der Tourismus langsam wieder seine bis heute bekannte Form annahm.

Verwaltung in den besetzten Gebieten

In den ersten Monaten und Jahren nach dem Krieg spielte die britische Militärpolizei eine herausragende Rolle bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung. Deutsche Polizei und Verwaltung waren nicht im gleichen Maße weisungsbefugt. Erst nach und nach wurden die Aufgaben wieder den nun mehr oder wenigen denazifizierten deutschen Offiziellen übergeben. Bis dahin räumten die Briten Opfergruppen wie ehemaligen Zwangsarbeitern und Häftlingen größere Freiheiten gegenüber den Einheimischen oder deutschen Flüchtlingen ein, was zu gesellschaftlichen Spannungen führte.

Nach der Übergabe von Befugnissen zurück in deutsche Hände brachen teils Straßenschlachten aus, als Polizisten etwa versuchten, das Schusswaffenverbot in den noch immer bestehenden Camps ehemaliger Opfer durchzusetzen. Diese waren häufig bewaffnet, unter anderem aus Angst vor ihren ehemaligen Unterdrückern. Die Rückkehr zu alten Ordnungsstrukturen war immer wieder von massiven Unruhen begleitet.

„Displaced Persons“ in Sierksdorf & Haffkrug

DPs, sogenannte „Displaced Persons“, bezeichnet im engeren Sinn Menschen, die als ehemalige KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter aus europäischen Nachbarländern nach Deutschland verschleppt wurden und nach dem Krieg keinen Aufenthaltsstatus hatten. Sie waren von den Alliierten aber auf unbestimmte Zeit geduldet. Ihnen wurden größere Bereiche in Sierksdorf und Haffkrug zur Verfügung gestellt, streng von den Anwohnern abgeschirmt. Diese mussten sich übergangsweise eine neue Bleibe suchen. Da einige der Überlebenden kein Interesse daran hatten, von den Alliierten erneut in Camps interniert zu werden, bildeten sich parallel kleine improvisierte Siedlungen in Wäldern rund um die Ortschaften.

Die Menschen gingen mit den Wohnungen ihrer ehemaligen Unterdrücker nicht immer pfleglich um, auch wenn vermutet werden kann, dass vieles den ungeliebten DPs in die Schuhe geschoben wurde. Die kalten Winter 1945 und 1946 bewirkten, dass große Teile der hölzernen Ausstattung in den Stubenöfen landeten. In den Folgejahren wurde für einen Großteil der DPs die Ausreise z.B. nach Kanada, in die USA oder nach Israel in Form von Migrationsprogrammen organisiert.

Unter dem Sammelbegriff „Polenzeit“ entstanden viele Anekdoten, die gesellschaftliche Spannungen mit den hauptsächlich polnischen Exilanten in der Region thematisieren. Auf der anderen Seite wurden hier aber auch alte Stereotype und Konflikte der Vorkriegszeit aufwärmt, gemischt mit dem schlechten Gewissen der ehemaligen Täter.

Da DPs in Deutschland meist ihre Papiere abgenommen worden waren, galten für sie z.B. bei Hochzeiten spezielle Regeln. Sie konnten sich im Zuge eines solchen Verwaltungsaktes komplett neue Dokumente ausstellen lassen, was auch für ehemalige Täter eine attraktive Option war.

Gastwirtschaft Koralle

Die Gastwirtschaft Koralle wurde direkt nach dem Krieg an der Strandallee in Scharbeutz betrieben. In den späten vierziger Jahren ist mindestens eine Razzia dokumentiert, bei der von der Polizei illegale Tauschwaren sichergestellt wurden, gegen die Getränke ausgegeben worden waren. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Ferienwohnungsvermietung.

Nach der Währungsreform 1948 stieg die Zahl solcher Gastwirtschaften wieder an. Im Ortskern von Scharbeutz begann dieser Prozess jedoch erst mit Verzögerung. Zuvor war der Ort als abgeschotteter Bereich britischen Offizieren und ihren Familien als Urlaubsort vorbehalten, in dem nur unter strengen Auflagen Geschäfte betrieben werden konnten.

Fette Aale auf dem Hamburger Fischmarkt

Anekdoten besagen, dass die Fischer der Region massenweise Aale aus dem Meer zogen, sie aber nicht essen mochten, da sie vermuteten, dass diese sich von den Opfern der Cap Arcona Versenkung ernährten. Bei der Bergung gesunkener Schiffe in der Bucht wurden immer wieder große Mengen Aale in den Wracks beobachtet.

Statt ihn selbst zu verzehren, brachten die Fischer ihren Fang nach Hamburg auf den Fischmarkt, wo sie aufgrund der schieren Masse der Tiere einen historischen Preissturz bei Frischfisch verursachten.

Schwarzmarkt & Mangel

Da die Reichsmark entwertet war und Handelswaren allgemein knapp, wurde der Bedarf, wenn möglich auf dem Schwarzmarkt gedeckt. An überregionalen Bahnhöfen entstanden bereits vor Kriegsende diese Umschlagplätze, an denen Waren gegen Waren getauscht wurden.

Ohne Geld war die Beschaffung von Nahrung und Dingen des täglichen Gebrauchs eine komplizierte und mühsame Angelegenheit. Vieles wurde über Bezugsmarken geregelt, die es aber entweder nicht ausreichend gab, oder die nicht mit genügend Waren hinterlegt werden konnten. Auch ereigneten sich teils spektakuläre Diebstähle, bei denen Nahrung, Kohle oder Baumaterial in großen Mengen entwendet wurde und später im Zweifelsfall auf dem Schwarzmarkt an anderer Stelle wieder auftauchte.

Offiziell verboten, wurden diese Strukturen oft toleriert, da sie für die Einwohner die einzige Möglichkeit darstellten, über die sehr knappen Bezugsscheine hinaus Material oder Waren zu bekommen, die sie zum Überleben benötigten.